Als ich mich neulich mit einem Freund, der sich seit einiger Zeit im Ruhestand befindet, über das Konzept 30 Pflanzen in der Woche unterhielt, seufzte er: „ich vermisse die Salatbar in unserer Kantine. Frau W., die Betreiberin, wusste jeden Tag mit einer frischer Vielfalt zu überraschen.“

Ob er sich die denn nicht auch zu Hause machen könne, fragte ich. Sei zu aufwendig, und außerdem, als Alleinlebender, so viele verschiedene Zutaten einkaufen, da müsste er am Ende die Hälfte wegschmeißen. 

Ich wollte ihm natürlich das Gegenteil beweisen. Das erfordert zwar alle paar Tage ein wenig Vorbereitung, aber dafür hat man dann mittags in unter 5 Minuten einen schönen Salatteller. 

Ich bin keine Freundin des klassischen gemischten Salats, sprich Kopfsalat, Tomaten, Gurken mit einem Kräuter-Joghurt-Dressing. 

Meiner Meinung nach gibt es nur in Bayern und Teilen von Baden-Württemberg gute Beilagensalate. Dort liegen 3-4 Salate nebeneinander auf einem kleinen Teller, z.B. Kraut, Gurke, Kartoffel, Blattsalat, in der Regel hausgemacht und gut. Natürlich erlebt man gelegentlich in anderen Landesteilen angenehme Überraschungen, aber die sind so rar wie in Bayern die Enttäuschungen. 

Die Idee ist folgende: ihr macht ein Dressing auf Vorrat, wascht die Blattsalate auf Vorrat und bereitet einige Salate zu, die sich mindestens 4-5 Tage in einem Glas mit Schraubverschluss halten. Gläser gefallen mir vor allem deswegen, weil sie durchsichtig sind, sprich: man sieht, was drin ist, womit sich Gefahr verringert, dass der Inhalt fröhlich vor sich hingammelt.

Einkauf

  1. Um nicht zuviel einzukaufen, lasst die in Plastik verschweißten Kilo-Packungen liegen. Kauft z.B. im Bioladen ein, da kann man Gemüse auch einzeln erstehen. Oft gibt es im Winter auch Rucola, Feldsalat und Postelein/Portulak lose, also nehmt nur eine Handvoll, und bringt euch eigene Tüten mit, damit ihr nicht gleich eine Plastiklawine lostretet.
  2. Für eine Person für eine Woche würde ich 2-3 verschiedene Blattsalate holen wie 100 g Rucola, ein Romanaherz, 1 kleiner Radicchio, achtet auf verschiedene Farben und Texturen; 3-4 kleinere Beten, wem die rote zu erdig ist, greift zur gelben; eine fette Knolle Fenchel (Resteverwertung: die Strünke kommen dünn geschnitten in eine Gemüsesuppe, das grüne Gefieder als Kraut verwenden); 3-4 Karotten; einen kleinen Spitzkohl; 3 Orangen; 1 Granatapfel; 3 nicht zu große rote Zwiebeln; 3-4 Zitronen.

DIE PFLICHT

  • Erledigt folgende Aufgaben auf einen Schlag:
  1. Macht euch Dressing auf Vorrat in einem Schraubverschlussglas. Dazu schält und halbiert ihr eine (rote) Zwiebel, schneidet sie in hauchdünne Scheiben, streut ein wenig Salz darauf und stellt sie für ca. 15 Minuten beiseite. Dadurch wird die Zwiebel mürbe. Wenn ihr auch die Salate unten für die Kür machen wollt, braucht ihr insgesamt 3 Zwiebeln.
  2. Wascht dann die Blattsalate und schleudert sie trocken. Wer keine Salatschleuder hat, sollte sich eine zulegen: sie ein überflüssiges, aber äußerst nützliches Küchenutensil. Die trocken geschleuderten Salate halten sich ein paar Tage in der Schleuder im Kühlschrank. Wenn ihr jedoch nicht genug Platz im Kühlschrank dafür habt, füllt sie in eine saubere Plastiktüte.  Radicchio müsst ihr nur äußerlich waschen und jeden Tag frisch zu den Salaten schnippeln (zupfen). 
  3. In das Glas gebt ihr (füllt es nur zu 2/3): 1-2 TL Senf (ich nehme süßen bayrischen), Olivenöl und Balsamico, ein Schuss Himbeeressig* (Granatapfelsirup**), Salz und (frisch gemahlenen) Pfeffer. Mischungsverhältnis?  Fangt mit 3 Teile Olivenöl zu einem Teil Balsamico an. Schüttelt das Glas kräftig und taucht ein paar Blätter Salat ein: zu sauer? Mehr Öl. Zu ölig? Mehr Essig. 
  4. Wenn das Dressing schmeckt, gebt eine marinierte Zwiebel hinein. Das Dressing hält fast ewig.
  5. Wichtig ist, dass ihr keine frischen Zutaten wie Kräuter oder Molkereiprodukte (Joghurt) hineinmischt. Die könnten verderben. 

Somit habt ihr für ein paar Tage die Salatgrundlage. Wenn ihr nur Blattsalat wollt, ist der in einer Minute gemacht.

Jetzt kommt die Kür für obendrauf:

Die folgenden Salate bewahrt ihr am besten in großen Schraubverschlussgläsern, gläsernen Vorratsbehältern (die Salate enthalten Säure, daher halte ich Plastik für ungeeignet) oder Schüsseln auf:

  1. Fenchelsalat mit Radieschen, Zitrone, Olivenöl

2. Rote und/oder gelbe Bete Salat: mit dem obigen Dressing mischen

3. Krautsalat: mit Zitrone, Granatapfelkernen, Minze

4. Karottensalat: mit Gomasio und Sojasauce, alternativ mit Honig, Orangen- und/oder Zitronensaft und Walnüssen

5. Orangensalat: mit roten Zwiebeln, schwarzen Oliven und Olivenöl

Zum Anrichten: entweder nebeneinander wie in Bayern oder verteilt die Blattsalate auf dem Teller und setzt jeweils einen großzügigen Esslöffel der anderen Salate darauf. 

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Nähere Beschreibung der Rezepte gibt es hier:

Rote Bete mit Himbeeressig

Eingeschweißte rote Bete verwenden, oder die Knollen kochen, schälen und in Scheiben hobeln. 

Rote Zwiebeln in feine (Halb)ringe schneiden und in etwas Salz marinieren, während ihr den Rest macht.

Ein Dressing aus Olivenöl, Balsamico, Himbeeressig, S&P und eventuell etwas Zitronen- und/oder Orangensaft. 

Wenn ihr eine Version aus dem östlichen Mittelmeer machen wollt, ersetzt den Himbeeressig durch Granatapfelsirup. Fein gehackte Frühlingszwiebeln, gerösteter Sesam und Minze runden den Salat ab. 

Wenn ihr den Salat ein paar Tage im Kühlschrank aufbewahren wollt, lasst die Minze und die Granatapfelkerne zunächst weg und gebt sie vor dem Verzehr frisch dazu.

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Krautsalat mit Zitrone, Minze und Granatapfel

ca. 400 g Kraut (Spitz- oder Weißkohl) fein hobeln. Einsalzen und 2 Stunden ziehen lassen, wenn Zeit ist. Falls es zu salzig ist, abbrausen, trockenschleudern.

Mit Zitronensaft beträufeln, gehackte Minze und ausgelöste Granatapfelkerne untermischen. Olivenöl nach Geschmack.

ihr könnt natürlich Granatäpfel entkernen, wie ihr möchtet. Ich finde es schade, es unter Wasser zu tun, weil man dadurch den Saft verliert. Meine Art ist, den Granatapfel an der dicksten Stelle rundum einzuschlitzen, dann beidseitig die Daumen in den Schnitt zu pressen, um so die Frucht auseinander zu brechen. Dann zerteile ich sie wie oben in einzelne Trauben (Cluster) und löse die Kerne.

Wenn ihr den Salat ein paar Tage im Kühlschrank aufbewahren wollt, lasst die Minze und die Granatapfelkerne zunächst weg und gebt sie vor dem Verzehr frisch dazu.

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  • Fenchelsalat

Eine größere Knolle Fenchel fein hobeln, am besten auf einem Gurkenhobel. Dazu muss der Fenchel sehr frisch und knackig sein und der Hobel scharf. Wenn die äußere Schale etwas angestoßen ist, einfach die leicht bräunlichen Stellen mit einem Sparschäler entfernen. 

Mit Olivenöl, Zitrone, Salz und Pfeffer würzen. Das fedrige Grün, das an Dill erinnert, sieht über den Salat gestreut, sehr hübsch aus. 

Variationen: Orangensaft statt/zusätzlich zum Zitronensaft. Orangenscheiben, geriebene Orangenschalen, sogar englische Orangenmarmelade wurde in einem Rezept vorgeschlagen, was sich als sehr lecker erwies. Farblich machen sich auch Radieschen oder Granatapfelkerne gut.

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Orangensalat

Wieder wie oben fein geschnittene Zwiebel in etwas Salz marinieren. Orangen schälen, als wolltet ihr sie filetieren, also rundum so schälen, dass das äußere Häutchen an den Orangen entfernt wird. Statt jedoch die einzelnen Filets herauszuschneiden, schneidet ihr die Orange in Scheiben. Nehmt eine Platte und legt die Scheiben nebeneinander aus.  Verteilt die Zwiebel darauf, besprenkelt die Orangenscheiben mit Olivenöl, toppt das mit schwarzen Oliven. Radieschen und Granatapfelkerne machen sich auch gut.

und ist es nötig zu erwähnen, dass man natürlich auch Grapefruit und Blutorangen einsetzen kann?

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Karottensalat

Geraspelt, mit Sojasauce, Olivenöl und Gomasio (gerösteter Sesam mit Salz, kann auch als Ersatz für Furikake dienen, das enthält auch Algen) gewürzt. Habt ihr weder Gomasio noch Furikake, röstet etwas Sesamöl trocken in einer Pfanne, und gebt ein wenig Salz an den Salat.

oder aber macht ein Dressing aus Zitronensaft, Honig, S&P und Olivenöl und gebt Walnusskerne in den Salat

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Variationen und Reste

Den Fenchel- und Krautsalat kann man gut zusammenwischen.

Neulich hatte ich nur Radicchio, marinierte rote Bete und Granatapfel da. Und reife Birnen. Das wurde ein sehr guter Salat.

  • *Holt euch einen guten Himbeeressig, was meist leider auch bedeutet, einen etwas teureren. Manche Supermarktprodukte schmecken, als hätte man Himbeerdrops in Essigessenz aufgelöst. 
  • **Statt Himbeeressig könnt ihr auch etwas anderes fruchtiges nehmen, z.B. Granatapfelsirup. Hier auch leider wieder das teurere Produkt, achtet darauf, dass es zu 100% aus Granatapfel besteht, die billigeren Produkte enthalten Glukosesirup oder andere Zuckervariationen. 

Resteverwertung:

wenn ihr Radieschen kauft, schaut nach einem Bund mit kräftigen Blättern, nicht nur zeigt das Frische an, die Blätter haben einen leicht scharfen Geschmack und können gut in einen Blattsalat gemischt werden, allerdings müsst ihr sie schnell verbrauchen, sie werden schnell welk und hängen dann traurig herunter.

Salat als leichtes Lunch:

auf den obigen Salat (Blattsalat, marinierte rote und gelbe Bete, Granatapfelkerne gebt oder krümelt ihr Feta oder Ziegenrolle.

Toppings:

Neben den Granatapfelkernen (mit oder ohne Käse) passen Nüsse, Oliven, Croutons…